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2.1. Unsere Energiewirtschaft
Der Energieverbrauch der Menschen nimmt ständig zu und
basiert hauptsächlich auf nichtregenerativen Primärenergieträgern, wie
Erdöl, Erdgas und Kohle. Nur geringe Mengen an Energie werden durch
Wind-, Wasser- und Solarkraftwerke abgedeckt. Durch unseren gigantischen
Verbrauch reichen z. B. die leicht zu fördernden, natürlichen Ölvorkommen bei
einem statistischen Jahresverbrauch von ca. 3,4 Mrd. t allerdings nur
noch für rund 42 Jahre. Zählt man noch das sog. "unkonventionelle"
Erdöl, wie Schweröl oder Teersande dazu, so ergibt sich eine
Versorgungsreichweite von 100 Jahren.1)
Ein weiteres Problem unserer Energieversorgung ist das
durch Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehende, Treibhauseffekt fördernde
Kohlendioxid (CO2), welches jährlich tonnenweise in unsere
Atmosphäre gelangt und als Hauptursache für die globale Erwärmung
angesehen wird.
(hierzu auch
GSG-Aktuell zum Thema Klima)
Hinzu kommt noch der geringe Wirkungsgrad fossiler
Brennstoffe: Da die in den Brennstoffen enthaltene chemische Energie erst
durch Verbrennung in Wärmeenergie, dann in mechanische Energie und schließlich
in elektrische Energie umgesetzt wird, gehen rund 2/3 der ursprünglich enthaltenen
Energie verloren.
( Abb. 1: Primärenergieverbrauch)
Zwar gibt es die "Alternative" Atomenergie, die unter entsprechenden
Bedingungen umweltfreundlich und effizient ist, jedoch findet sie
aufgrund vieler Restrisiken keine Unterstützung mehr in unserer Gesellschaft. Weiterhin ist die "Endlagerung", also das Problem, was mit dem anfallenden Atommüll
geschieht, nicht gelöst.
Somit steht fest, dass eine zufriedenstellende Alternative
zu den fossilen Brennstoffen gefunden werden muss, die zudem auf
regenerativen Ressourcen beruhen sollte. An dieser Stelle setzt das
Konzept der Wasserstoffenergietechnik ein, die es sich zum Ziel gemacht
hat, Wasserstoff als umweltfreundlichen Sekundärenergieträger
anzuwenden.
2.2. Wasserstoff als Sekundärenergieträger
Wasserstoff hat das chemische Zeichen H, es ist das erste und somit das leichteste Element im Periodensystem. Es kommt in unserer Natur
nur äußerst selten ungebunden vor, die größten Mengen dieses Elements
sind in unseren Wasservorräten und in organischen Verbindungen zusammen
mit Kohlenstoff enthalten. In ungebundener Form findet es sich
in höheren Konzentrationen nur in einigen Vulkangasen. Das Wasserstoffgas ist unsichtbar und geruchlos, es tritt im Normalzustand in Form von H2-Molekülen auf. Die Verbrennung mit dem in der Luft enthaltenen Sauerstoff - im Normalzustand in Form von O2-Molekülen - erfolgt ebenfalls geruchlos.
Als Abgas entsteht nichts anderes als Wasser (H2O): 2H2 + O2 <-> 2H2O
Da in unserer Luft auch Stickstoff
enthalten ist, entstehen wie bei jeder Verbrennung auch geringe Mengen von
Stickoxiden.2)
Wasserstoff kam während der 50er Jahre erstmals in der
Weltraumfahrt zum Einsatz, wodurch das Prinzip der Brennstoffzellen wieder
entdeckt und weiterentwickelt wurde. Diese wandeln die chemische Energie
des molekularen Wasserstoffs direkt in elektrische Energie um. Der Gedanke
der heutigen Wasserstoffenergietechnik ist es nun, diese alternative
Energiequelle für alle nutzbar zu machen und dadurch die fossilen
Brennstoffe in der Zukunft ersetzen zu können. Wasserstoff wird bereits
als Kraftstoffersatz in Straßenfahrzeugen erfolgreich erprobt, wobei
lediglich die Speicherung des Wasserstoffs noch technische Probleme
aufwirft. In einer anderen Form ist der Einsatz des Elements in
Verkehrsflugzeugen geplant: Dort setzt man auf speziell entwickelte
Motoren, die den Wasserstoff direkt verbrennen ohne auf durch
Brennstoffzellen erzeugte Energie zurückzugreifen.3)
Auch der Einsatz von Wasserstoff zum Betrieb von Heizungen
wäre denkbar. Es gibt bereits Prototypen mit integrierten
Brennstoffzellen, welche zusätzlich noch Strom für den Hausgebrauch
erzeugen. Im Mittelpunkt der Wasserstoffenergietechnik steht allerdings
die Rückwandlung des molekularen Wasserstoffs in elektrische Energie.
2.3. Die Gewinnung von Wasserstoff
Wie bereits im Teil 2.2 erwähnt, tritt Wasserstoff in
der Natur nur äußerst selten ungebunden, d.h. in molekularer Form (H2),
auf. Folglich muss zuerst Energie aufgebracht werden, um an den
molekularen Wasserstoff zu gelangen. Dies kann z. B. durch Elektrolyse
geschehen. Darunter versteht man die stoffliche Umsetzung,
die beim Fließen eines elektrischen Gleichstroms durch einen Stoff
auftritt.4) Als Elektrolyt ist hier Wasser (H2O) vorgesehen, welches in seine Elemente Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt wird.
2H2O <-> 2H2 + O2
Um die nötige Energie für diesen Vorgang
bereitzustellen, sieht die Wasserstoffenergietechnik vor, auf
regenerative Energien, wie z. B. Sonnenenergie, zurückzugreifen. Es
entsteht somit ein geschlossener, natürlicher Kreislauf.
( Abb. 2: Wasserstoffkreislauf)
Dies ist also die große Vision der Wasserstofftechnologie:
Der universell einsetzbare Sekundärenergieträger Wasserstoff wird durch regenerative
Energie aus Wasser gewonnen und anschließend in Brennstoffzellen in
elektrische Energie umgewandelt. Gleichzeitig entsteht neues Wasser als
Nebenprodukt der "kalten Knallgasreaktion", welches nun wieder als Quelle
für neuen Wasserstoff dient. Der entscheidende Faktor innerhalb dieses
Kreislaufs ist die zur Produktion des Wasserstoffs eingesetzte
regenerative Energie, die prinzipiell im Überfluss vorhanden ist. Somit wird ein
hoher Kostenfaktor und Umweltschäden durch den Einsatz fossiler
Brennstoffe vermieden.
Andere Verfahren zur Gewinnung von Wasserstoff sind verschiedene photolytische Verfahren, wie die photo-elektrochemische Methode (Licht fällt auf einen in Wasser getauchten Halbleiter) oder die biologische (mikrobiologische Prozesse unter Lichteinfall), die allerdings erst am Anfang ihrer Entwicklung stehen.5)
1) vgl. Shell Homepage, "Öl in der Welt"
2) vgl. Brockhaus Enzyklopädie, 23. Band
3) vgl. Brockhaus Enzyklopädie, 23. Band
4) vgl. Brockhaus Enzyklopädie, 6.Band
5) vgl. Brockhaus Enzyklopädie, 23. Band
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