In diesem Kapitel beschäftigen wir uns zusammenfassend noch einmal kurz mit
1. Die interessante Technik und das große Angebot einer regenerativen Energiequelle
Wind ist letztlich eine "Folge" des Sonnenscheins; Windenergie als "Tochter der Sonnenenergie" ist in ihrem grundsätzlichen Potenzial für uns Menschen unerschöpflich, ihre Nutzung bringt kaum oder verhältnismäßig geringe Umweltbelastungen mit sich. Zumindest sind keine Umweltbelastungen etwa vom Umfang des Treibhauseffektes bei fossilen Kraftwerken oder von der Art der Lagerung radioaktiver Abfälle bei Kernkraftwerken zu erwarten.
Deshalb muss es für die Menschheit doch zunächst sicher eine moralisch selbstverständliche Aufgabe sein, zu versuchen, diese Energie zu nutzen.
Dies ist aber zunächst nur ein moralischer Anspruch, den man in ähnlicher Form mit allen regenerativen Energien verbinden kann und der ja auch weltweit verfolgt wird. Erinnert sei hier noch einmal an die große "Internationale Konferenz für Erneuerbare Energien, Bonn", die renewables2004!
"Gerade die Entwicklungsländer brauchen moderne Energien", war in Kurzform eine zentrale Forderung von Klaus Töpfer, früherer Bundes-Umweltminister, heute der führende Kopf des UN-Umweltforums. Und gerade in den Entwicklungsländern ohne zentrale Energieversorgung könnten einzelne Windräder als "Insellösungen" an "passenden Orten" intelligente Lösungen sein. Dazu müssen wir in den technisch höher entwickelten Ländern entsprechende Erfahrungen sammeln und dann das entsprechende "know how" zur Verfügung stellen.
Aber wird es der Menschheit gelingen können, diese Energie zu nutzen?
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2. Die Probleme und Herausforderungen
Nachdem wir uns eingehend mit dem Thema Windenergie auseinandergesetzt haben, sind uns aber auch bei aller anfänglichen Begeisterung folgende Problematiken bewusst geworden:
Zum Einen besteht die Schwierigkeit einen geeigneten Standort für ein Windrad zu finden.
Falls der Weg in Richtung großer Windparks z. B. auf dem Meer
gehen sollte, ist das Problem neuer Hochspannungsleitungen zum Anschluss an das Versorgungsnetz nicht gelöst.
Neben den idealen Nutzungsbedingungen müssen auch die Anwohner berücksichtigt werden. Denn diese dürfen nicht durch Schattenwurf oder zu hohe Lautstärke belästigt werden. Wenn man dauerhaft dem sich ständig bewegenden Schatten des sich drehenden Rotors ausgesetzt ist, kann man durchaus psychische Schäden davon tragen. Auch durch das rhythmisch wechselnde Geräusch, das entsteht, wenn die Flügel durch die Luft schneiden, können sich die Anwohner sehr gestört fühlen.
Selbst wenn man einen geeigneten Standort gefunden hat, folgen weitere Probleme. Obwohl sich die hohen Kosten der Anschaffung nach einem gewissen Zeitraum durch die Energiegewinnung decken, können unvorhersehbare Schäden weitere Unkosten mit sich bringen.
Die Windräder wurden trotz geringer Erfahrung und einer zu kurzen Testzeit zu schnell groß, d.h. dass die Technik noch nicht ausgereift genug ist/war, um Windräder in dieser Größenordnung beherrschen zu können. Um es mit anderen Worten auszudrücken: Vom naturwissenschaftlich-technischen Standpunkt aus betrachtet befinden wir uns bei der Nutzung der Windenergie eigentlich erst in der Testphase.
Das wahrscheinlich größte Problem ist die Unregelmäßigkeit der Energiegewinnung. Wind weht schließlich nicht zu jeder Zeit ( hierzu auch das Wilhelm-Busch-Gedicht im Abschluss-Kapitel) und auch an windstillen Tagen wird elektrische Energie benötigt.
Beim tatsächlichen Nutzen dieser Anlagen in der vollständigen Kosten-Nutzen-Bilanz der Energieversorger und damit im volkswirtschaftlichen Sinn, muss deshalb berücksichtigt werden, dass aus den bekannten Gründen der Versorgungssicherheit andere Kraftwerke "betriebsbereit" gehalten werden müssen. Deren "Leerlaufkosten" müssen sinnvollerweise gegengerechnet werden.
Da die elektrische Energie zum Zeitpunkt des Verbrauchs erzeugt werden muss, Speicherung in großem Rahmen derzeit nicht erfolgreich möglich ist, muss weiterhin Strom aus anderen Kraftwerken bezogen werden. Folglich können Kraftwerke im großen Rahmen sicher nicht sobald durch Windräder ersetzt werden.
Zwei kurze Hinweise zur Speicherung:
- Großtechnisch nutzt man Pumpspeicherwerke, wie z.B. das regelmäßig von Kursen der Schule besuchte
Koepchenwerk in der Nachbarstadt Herdecke, also ganz in unserer Nähe.
- Im kleineren Maßstab ist eine Speicherung elektrochemisch in Akkumulatoren möglich, hierzu haben wir im Sommer 2004 auch eine
Projektarbeit zu Bleiakkus angefertigt.
Unser Kurslehrer Ka wagt in abschließenden Zusammenfassungen gern einige mutige Worte, die vielleicht wegen des knappen Raums auch schon mal drastisch verkürzt wirken können:
In dem hier bearbeiteten Teilbereich der Energieversorgung unserer Gesellschaft bzw. allgemeiner der gesamten Menschheit bestehen also theoretisch unerschöpfliche Angebote. Aber wir befinden uns eigentlich erst in der Testphase, und es zeigen sich bei der Realisierung enorme Probleme und damit auch große Herausforderungen für die gesamte Gesellschaft. Diese Schwierigkeiten können insgesamt - wenn überhaupt - auf längere Sicht nur dann gelöst werden, wenn es zu einem großen Konsens kommen wird.
- Gemeint ist damit, dass durch Ignoranz von Schwärmern und Träumern oder durch politische Vorgaben allein Probleme der Energieversorgung nicht gelöst werden können; denn physikalische Gesetze lassen sich nicht so ändern wie politische Gesetze. - Wir verwenden hier zwar den gleichen Begriff "Gesetz", aber die Bedeutung ist eine andere, auch wenn das viele Menschen wohl nicht einsehen wollen oder können.
- Aber ebensowenig kann oder darf - auch trotz der herausragenden technischen Erfolge in den letzten Jahrzehnten - die Arroganz der vermeintlichen Experten der bisherigen Technik die moralisch wünschenswerten und technisch möglicherweise doch erreichbaren Möglichkeiten zur Ergänzung und Verbesserung der Energieversorgung - nicht nur bei uns, sondern global - verhindern.
Der Tätigkeitsbericht des VDE - Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. - trägt den Titel "Innovationen für Menschen". In diesem Sinne zeigen wir in dieser Arbeit unser Bemühen, mit kleinen Schritten die besondere Bedeutung der Schlüsseltechnologien Elektronik, Elektrotechnik und Informationstechnik
für unsere Gesellschaft bewusst zu machen.
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